Alle kennen Angst
Jeder kennt das kribbelige Gefühl im Magen, wenn man aufgeregt oder nervös ist. Angst ist an sich nämlich etwas ganz Normales. Damit gehören Ängste auch zur Entwicklung deines Kindes dazu. Je nach Alter deines Kindes können dabei ganz unterschiedliche Angstthemen typisch sein z.B. das “Fremdeln” im Kleinkindalter.Im Laufe ihrer Entwicklung lernen Kinder, unterstützt durch die Familie, mit diesen typischen Ängsten umzugehen und sie zu überwinden. Manchmal verfestigen sich Ängste jedoch auch. Nach der Bella-Studie hat jedes 10. Kind starke Ängste. Dazu zählen u.a. Trennungsängste, Schulängste oder Ängste in Situationen mit anderen Personen.
Wenn dein Kind unter starken Ängsten leidet oder aus anderen Gründen belastet ist, scheue nicht davor, dir professionelle Hilfe zu suchen. Du musst diesen Weg nicht alleine gehen.
Diese Ängste treten typischerweise häufig in der Entwicklung auf:
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0 – 2 Jahre:
- Angst vor Fremden
- Angst vor Trennungen von der Familie
- Angst vor Tieren
- Angst vor der Dunkelheit
- Angst vor Geistern und Monstern
- Angst vor Einbrechern
- Angst, alleine gelassen zu werden
- Angst vor schlechten Noten
- Angst, sich zu blamieren
- Angst vor dem Tod
- Angst, von anderen abgelehnt zu werden
- Angst in Situationen mit anderen (z.B. Vorträge, Partys…)
3 – 6 Jahre:
7 – 12 Jahre:
13 – 18 Jahre:
Warum genau diese Ängste?
Diese Ängste sind häufig an Veränderungen und neue Situationen gebunden, welche Kinder in dieser Zeit erleben. Im Kleinkind- und Kindergartenalter kommt es beispielsweise zu ersten Trennungen von den Eltern. Das ist natürlich zunächst angsteinflößend für ein Kind, dass sich sonst komplett auf die Familie verlässt. Mit dem Schuleintritt treten Noten und Vergleiche mit anderen Kindern in das Leben deines Kindes. Auch das kann zu Ängsten führen.Die eher “paranormalen” Ängste vor Dunkelheit oder Monstern im Kindergartenalter hängen mit dem sogenannten magischen Denken in dieser Zeit zusammen. Dein Kind vermischt im Alter von 2 bis 6 Jahren nämlich die Realität mit Magie: Alles, was in seiner oder ihrer Fantasie existiert, gibt es dann auch wirklich. So kann das Monster unter dem Bett wirklich schaurig sein.
Wie kann sich Angst bei deinem Kind zeigen?
- starkes Herzklopfen
- komisches Gefühl im Bauch
- Bauchweh
- Zittern
- Schwitzige Hände
- Schwindel
- Kälteschauer
- Gedankenrasen
- Albträume und Schlafprobleme
Warum haben wir überhaupt Angst?
Angst möchte eigentlich schützen. Früher hat Angst unseren Vorfahren beispielsweise geholfen, potentiell gefährlichen Situationen lieber aus dem Weg zu gehen. So konnten sie ihr Überleben sichern. Auch heutzutage möchte Angst dein Kind auf möglicherweise gefährliche Situationen aufmerksam machen. Angst in Situationen mit anderen Kindern will beispielsweise vermeiden, dass es sich blamiert und ausgeschlossen wird.
Die Angst als Gefühl ist also nichts Schlechtes. Das Problem ist eher, dass Angst nicht immer recht hat und eher dafür sorgt, dass man sich einschränkt. Statt zur Geburtstagsfeier der Mitschülerin zu gehen, bleibt dein Kind dann lieber zu Hause, weil es Angst hat, dass niemand dort es mag. So verpasst es diesen tollen Tag nur aufgrund der Befürchtungen.
Hier liegt übrigens die nächste Tücke: Wenn der Angstauslöser verschwindet, z.B. dein Kind aufgrund von Bauchweh nicht in die Schule muss, verschwindet auch die Angst. Auf den ersten Blick ist das natürlich toll – deinem Kind geht es so schnell wieder besser. Dadurch kann jedoch die Angst deines Kindes größer werden.
Warum?: Die Angst und die unangenehmen Gefühle verschwinden, wenn dein Kind der Angst nicht begegnet. Dadurch könnte dein Kind lernen, die Angst möglichst immer zu vermeiden z.B. indem es die Schule schwänzt. Auf diese Weise lernt es nicht, angemessen mit der Angst umzugehen.
3 Tipps, wie du dein Kind im Umgang mit Angst unterstützen kannst
1. Lernt das Gefühl und den Körper besser kennen
Du kannst deshalb versuchen, gemeinsam mit deinem Kind das Gefühl besser kennenlernen. Überlegt zusammen:
- Wo spüre ich das Gefühl? Und wie?
- Wie sehe ich aus, wenn ich Angst habe?
- Wie ist meine Körperhaltung, wenn ich ängstlich bin? Und wie kann ich sie verändern, dass ich weniger Angst habe?
- Gibt es Momente, wo ich sogar Angst haben möchte z.B. auf der Achterbahn oder bei einem Gruselfilm?
Wenn das Gefühl weniger fremd ist, fürchtet sich dein Kind nicht davor und kann besser mit ihm umgehen.
2. Verständnis statt Ratschläge
Versuche stattdessen, deinem Kind Verständnis entgegenzubringen z.B. “Ich kann verstehen, dass dich das gruselt. Sowas hast du ja auch noch nie gemacht”. Verständnis bedeutet aber nicht, dass du dein Kind aus der furchteinflößenden Situation befreien musst. Probiert lieber, die Angst gemeinsam zu bewältigen. Vielleicht kannst du beispielsweise dein Kind auf den ersten Schritten beim großen Klettergerüst unterstützen.
3. Stärke dein Kind
Achte weiterhin darauf, dass dein Kind auch viele schöne Dinge im Alltag erlebt. Das kann einen Ausgleich zur Angst darstellen und dafür sorgen, dass sie nicht Überhand nimmt. Räume also genug Zeit für Hobbys und schöne Momente ein. Auch Entspannungsgeschichten und -übungen können helfen, nach einem anstrengenden Tag mit Angst wieder zur Ruhe zu kommen.
Aumio bei Angst und Sorgen
In der Aumio-App gibt es Übungen und Geschichten, die deinem Kind beim Umgang mit Angst und Sorgen weiterhelfen. Hier findet dein Kind:- einen Kurs zum Umgang mit Angst und Schüchternheit
- SOS-Übungen, wenn das Gedankenkarusell keine Ruhe gibt
- Entspannungen zum Runterkommen
Angst gehört zum Leben dazu und wird dir und deinem Kind immer mal wieder begegnen. Es bringt daher nichts, vor dem Gefühl wegzulaufen. Lerne es stattdessen gemeinsam mit deinem Kind kennen – so muss sich dein Kind gar nicht mehr vor der Angst fürchten.