Mindful Parenting heißt übersetzt so viel wie „Achtsames Elternsein“. Von Achtsamkeit selbst hast du vielleicht schon einmal gehört. Es bedeutet, bewusst im Hier und Jetzt zu sein. Alle Gedanken und Gefühle, die in dir aufkommen, werden so akzeptiert, wie sie sind. Sie werden nicht bewertet oder verdrängt, auch wenn sie unangenehm sind.
In der Wissenschaft sind die positiven Effekte von Achtsamkeit schon lange bekannt. Das Konzept lässt sich auf viele Bereiche anwenden – auch auf die Erziehung. Bei Mindful Parenting bist du im Moment präsent bei dir und deinem Kind.
Warum lohnt sich eine achtsame Erziehung?
Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass eine achtsame Erziehung positive Effekte auf Eltern und Kind haben kann, Nach einer Studie der Universität Vermont zeigen Eltern bei einer achtsamen Erziehung mehr positives Elternverhalten.
Sie schenkten ihren Kindern mehr Zuneigung und Wärme, verteilten mehr Lob und gaben mehr klare Anweisungen als Eltern, die nicht auf eine achtsame Erziehung achteten. Das positive Elternverhalten wirkte sich direkt auf die Kinder aus. So zeigten die Kinder
- weniger Angststörungen,
- weniger Depressionen
- weniger Störungen in ihrem Sozialverhalten
Meditation und Achtsamkeit unterstützen dein Kind beim glücklichen Aufwachsen. Die folgenden drei Denksanstöße sollen dich ermutigen, Mindful Parenting einmal auszutesten:
1. Präsenz statt Multitasking
Als Elternteil hat man viel um die Ohren. Um schneller mit allem fertig zu sein, neigen wir gerne dazu, mehrere Sachen auf einmal zu machen: Während wir mit dem Kind in der Küche spielen, beantworten wir E-Mails auf dem Smartphone und räumen den Geschirrspüler ein. Das Ganze nennt sich auch Multitasking – und ist leider ein großer Irrtum.
Was passiert bei Multitasking?
Auch, wenn du den Eindruck gewinnst, zwei Dinge auf einmal zu tun, switcht dein Gehirn eigentlich schnell zwischen den einzelnen Aufgaben hin und her.
Manche Sachen lassen sich leichter kombinieren z.B. Musik hören und Autofahren. Andere Aufgaben fordern stattdessen so viel Aufmerksamkeit ein, dass man die zweite und dritte Tätigkeit nur noch halbherzig ausübt. Die Forschung zeigt auch, dass man nicht schneller ist, wenn man mehrere Dinge gleichzeitig macht. Stattdessen kommt es öfter zu Fehlern.
Auf eine Sache fokussieren
Achtsamkeit unterstützt dich dabei, dich bewusst einer Tätigkeit zu widmen. Entscheide dich bewusst dafür, was du im Moment machen willst und lege deine Aufmerksamkeit darauf. Das ist allerdings oft leichter gesagt als getan.
Suche dir daher zunächst kleine Zeitfenster, in denen du dich bewusst deinem Kind zuwendest – ganz ohne Ablenkungen. So kannst du die gemeinsame Zeit mit eurem Kind stärker genießen. Falls doch wieder eine Nachricht auf dem Telefon eingeht, hilft dir vielleicht der folgende Satz:
2. Autopiloten abschalten
Kennst du das? Du musst dein Kind in die Schule oder die Kita bringen, aber es trödelt beim Anziehen oder möchte sich partout nicht die Zähne putzen. Die Zeit drängt immer mehr und bevor du dich versiehst, brüllst du dein Kind an, obwohl du das nicht wolltest. Du handelst scheinbar ganz automatisch. Das ist der Autopilot, der dich im Griff hat.
Der Autopilot ist an sich nichts Schlechtes und hilft uns bei alltäglichen Dingen wie dem Autofahren. Sonst müssten immer genau darüber nachdenken, welches Pedal nochmal die Bremse war. Aber manchmal möchten wir ganz bewusst entscheiden, was wir tun. Zum Glück können wir durch Achtsamkeit unseren Autopiloten auch einmal abschalten.
Der Raum zu entscheiden
Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. Das klingt etwas abstrakt, ist aber leicht erklärt: Der Raum zwischen Reiz und Reaktion ist dein Entscheidungsraum. Du kannst ganz bewusst entscheiden, wie du reagieren möchtest.
Möchtest DU laut werden, wenn DEIN Kind morgens trödelt? Oder möchtest DU die Sache ruhig klären? DU habt die Wahl.
Um dich auch in hektischen Momenten an deinen Entscheidungsraum zu erinnern, kannst du einmal tief durchatmen, bevor du reagierst. Das beruhigt dich. Und für einen Atemzug hast du immer Zeit.
3. Akzeptanz von Gefühlen
Gedanken, Gefühle und Situationen so zu akzeptieren, wie sie sind, ist ein großer Bestandteil von Achtsamkeit. Das zählt auch für Gefühle, die dir oder deinem Kind unangenehm sind z.B. Wut oder Trauer.
Akzeptieren heißt nicht, dass du jedes Verhalten eures Kindes so hinnehmen musst. Es geht eher darum, dass jedes Gefühl einen Zweck hat. Angst will vor einer potentiellen Gefahr schützen. Wut dagegen will unbedingt seine eigenen Vorstellungen umsetzen Jedes Gefühl darf gefühlt werden.
Achtsamkeit hilft dir, die Gefühl deines Kindes wahrzunehmen und zu akzeptieren. Dann kannst du deinem Kind auch helfen, mit diesen Gefühlen umzugehen.
Auch deine Gefühle dürfen gehört werden
Akzeptanz bedeutet aber auch, eigene Gefühle und Gedanken anzunehmen. Im stressigen Familienalltag neigen Eltern dazu, unangenehme Gefühle zu unterdrücken. Ärger oder Erschöpfung kann man gerade nicht gebrauchen. Je mehr du jedoch versuchst, Gefühle zu unterdrücken, desto stärker spürst du sie. Das ist ungefähr so, als würdest du versuchen, nicht an einen rosa Elefanten zu denken.
Versuche stattdessen einmal, dem Gefühl kurz zuzuhören. Vielleicht möchte es dir mitteilen, dass etwas stört oder du eine kleine Pause brauchst. Wenn du deinem Gefühl zuhörst, kannst du ganz bewusst entscheiden, was du machst – egal, ob ihr deinem Gefühl nun folgt oder etwas anderes machst.
Achtsamkeit gemeinsam mit deinem Kind üben
Aumio versucht, durch Übungen und Meditationen Kindern Achtsamkeit näher zu bringen. Du kannst natürlich auch gemeinsam mit deinem Kind Achtsamkeit ausprobieren.
Testet doch einmal zusammen die folgenden Übungen in der App aus:
- Drei Atemzüge
- Gefühlskosmos
- Ruhepol
Elternsein ist mit vielen Freunden, aber auch Herausforderungen verbunden. Mindful Parenting kann dir dabei helfen, diese Herausforderungen zu überwinden. Probiere also gerne einen Denkanstoß in deinem Familienalltag aus